Botox und Hyaluron in Schwangerschaft und Stillzeit?

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botox und hyaluron in schwangerschaft und stillzeit?

Viele Frauen verspüren einen Kinderwunsch und freuen sich riesig, sobald die lang ersehnte Schwangerschaft eintritt. Mit den anderen Umständen kommen jedoch eine Menge Veränderungen auf werdende Mütter zu. Das Thema Faltenbehandlung mit Botox und Hyaluron ist eines davon. Im nachfolgenden Artikel werden die wichtigsten Fragen rund um das Thema Botulinumtoxin und Hyaluronsäure in der Schwangerschaft und Stillzeit beantwortet.

Botox und Hyaluron in Schwangerschaft und Stillzeit – Erlaubt oder nicht?

Kleine Zeichen der Hautalterung entstehen bereits ab dem 25. Lebensjahr. Erste Fältchen, die das Gesicht altern lassen, wollen insbesondere Frauen oft behandeln und ihre Haut effektiv verjüngen. Solange keine Schwangerschaft vorliegt und eine Frau nicht stillt, sprechen nur wenige Kontraindikationen gegen eine Behandlung mit Botox und/oder Hyaluronsäure. Anders sieht es aus, sobald eine Schwangerschaft eintritt oder die frisch gebackenen Mütter stillen:

Botox: Sowohl Ärzte als auch Hersteller raten von Botox in der Schwangerschaft und Stillzeit ab. Grund dafür ist die fehlende Studienlage. Es ist nicht geklärt, inwieweit sich eine Behandlung mit Botox negativ auf das ungeborene Kind im Mutterleib auswirken würde. Daher lautet die Empfehlung für Schwangere und stillende Frauen, die Faltenbehandlung erst nach der Schwangerschaft bzw. Stillzeit wieder aufzunehmen.

Hyaluronsäure: Hyaluronsäure gilt zwar im Allgemeinen als ungefährlich, sollte aber ebenso wie Botox während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Denn die Hersteller nutzen zur Produktion der Hyaluronfiller Chemikalien, um die Partikel zu vernetzen und länger haltbar zu machen. Da eine fehlbildende Wirkung auf das Ungeborene aus medizinischer Sicht nicht ausgeschlossen werden kann, ist die Faltenbehandlung mit Hyaluron während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

Was gilt bei einer unbewussten / noch nicht bekannten Schwangerschaft?

Für Frauen, die sich einer Behandlung mit Hyaluron oder Botox unterzogen haben und zu diesem Zeitpunkt schon schwanger waren, besteht zunächst kein Anlass zur Sorge. Als Vorsichtsmaßnahme wird empfohlen, die Anwendung der/dem Frauenarzt/Frauenärztin mitzuteilen und alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft wahrzunehmen.

Behandlung mit Botox

Wie wirkt Botox?

Botulinumtoxin A, das mit Botox abgekürzt wird, lässt die körpereigenen Muskeln entspannen. Daher wird der Wirkstoff vordergründig in der ästhetischen Chirurgie eingesetzt, um Haut- und Mimikfältchen effektiv zu verringern. Auch bei übermäßigem Schwitzen, Inkontinenz, Spasmen oder Spannungskopfschmerzen ist die Anwendung von Botox denkbar. Primär beeinflusst Botox das menschliche Nervensystem. So blockieren die Proteine den Neurotransmitter Acetylcholin. Auf diese Weise wird vorübergehend verhindert, dass sich die Muskelzellen zusammenziehen.

botox spritzen
Botoxinjektionen sind in der Regel ungefährlich, Schwangere und stillende Frauen sollten dennoch lieber darauf verzichten

Im medizinischen Bereich kommen lediglich extrem niedrige Dosierungen des Toxins zum Einsatz, die für Patient*innen aus gesundheitlicher Sicht ungefährlich sind. Dementsprechend komplikationslos läuft in den meisten Fällen eine Faltenbehandlung mit Botox ab. Ebenso wie bei Hyaluronfillern sind die Ergebnisse der Behandlungen zeitlich beschränkt – die durchschnittliche Wirkungsdauer liegt bei etwa drei bis acht Monaten.

Mögliche Risiken einer Botoxbehandlung

Botox-Injektionen enthalten bestimmte Neurotoxine, die in größeren Dosen gesundheitliche Schäden auslösen können. Schlimmstenfalls verursacht eine Behandlung mit Botox den sogenannten Botulismus, eine lebensgefährliche Erkrankung für Personen mit geschwächtem Immunsystem oder schwangeren bzw. stillenden Frauen. Seit 1975 mussten in der Schweiz fünf schwangere Frauen, die in der 16. bis 36. Woche waren, mit Botulismus intensivmedizinisch behandelt werden.

Dementsprechend lautet die Empfehlung für Schwangere und Stillende, Botulinumtoxine vorübergehend zu meiden, um Schäden für das ungeborene Kind oder den Säugling zu verhindern. So formuliert es die Deutsche Dermatologische Gesellschaft in ihren Leitlinien sehr deutlich: Schwangerschaft und Stillzeit seien „absolute Kontraindikationen“, wobei ein weiterführender Hinweis aufgeführt ist: „Es gibt in der Literatur Hinweise, dass BTX-A in der Schwangerschaft zu keinen Fehlbildungen führt. Außerdem wurde eine Patientin auf Grund einer Dystonia cervicalis in 4 Schwangerschaften jeweils mit 600 U bis 1200 U Onabotulinumtoxin A ohne negative Folgen für den Fetus behandelt.²“

Unterstützend zu diesem Hinweis gibt es ebenfalls Mediziner*innen, welche die Wirkung von Botox allgemein als lokal begrenzt einstufen. Wirkungen, die am ganzen Körper auftreten, kommen selten bis sehr selten vor. Zudem schützt die sogenannte Plazentaschranke das ungeborene Kind vor Schadstoffen. Erwähnenswert ist auch, dass es wissentliche und unwissentliche Anwendungen von Botox an Schwangeren in den USA gab. Bei den betroffenen Föten traten nach der Entbindung keine Fehlbildungen auf.

Gründe gegen Botox in Schwangerschaft und Stillzeit

Obwohl die Fallberichte darauf schließen lassen, dass die Anwendung von Botox bei Schwangeren und stillenden Frauen scheinbar ungefährlich ist, führen die meisten Ärzt*innen keinerlei (kosmetische) Behandlungen mit Botox an Schwangeren und Stillenden durch. Denn es gibt durchaus auch andere Risikobewertungen, die mit dem Umstand zusammenhängen, dass Botulinumtoxin „wandern“ kann und eventuell Muskelzellen außerhalb des Anwendungsbereichs erreicht. Eine entsprechende Studie aus dem Jahr 2016 kommt zu diesem Ergebnis.

Auch der Botox-Hersteller „Allergan“ rät – basierend auf den Ergebnissen von Tierversuchen – Schwangeren und Stillenden vom Gebrauch ab. In den durchgeführten Experimenten an Tieren zeigte sich eine klare Embryotoxität. So offenbarten sich bei den Embryos von Ratten, Mäusen und Kaninchen Wachstumsstörungen, Aborte und geringere Körpergewichte.

Weiterhin sollten die allgemeinen Nebenwirkungen, die mit einer Botox-Injektion einhergehen, nicht außer Acht gelassen werden. In seltenen Fällen können schwere Komplikationen eintreten, die eine ärztliche Behandlung erfordern. Dazu zählen folgende Beschwerdebilder:

  • Ausschlag oder Quaddeln an der behandelnden Hautstelle
  • Entzündungen
  • kleinere Blutergüsse
  • unerwünschte Muskellähmung
  • Atem-, Schluck- oder Sprechschwierigkeiten
  • Übelkeit, Durchfall
  • Kopf-, Hals- oder Magenschmerzen
  • Harnwegsinfektionen
  • Augenprobleme (z.B. verschwommenes Sehen)
  • Schwindel
  • Ohnmacht / Kreislaufkollaps

Zusammenfassend sollten sich Schwangere und stillende Frauen den Restrisiken bewusst sein und sich allein schon aus Sicherheitsgründen vorübergehend gegen die Anwendung von Botox entscheiden.

Behandlung mit Hyaluron

Wirkung von Hyaluron

Injektionen mit Hyaluronsäure-Fillern kommen, ebenso wie Botox, verstärkt in der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie vor. Vordergründig verwendet man Hyaluronsäure, um Falten zu unterspritzen und Volumen aufzubauen. Bei Hyaluron handelt es sich um einen natürlichen Hautbestandteil, der wasserbindende Eigenschaften hat und vitalisierend wirkt. Primär kommt Hyaluron bei der Behandlung von Falten im unteren Gesichtsdrittel, etwa bei Lippenfältchen oder der Nasolabialfalte zum Einsatz. Auch Augenringe und Tränensäcke lassen sich durch das Unterspritzen mit Hyaluronsäure merklich reduzieren.

Gründe gegen Hyaluron in Schwangerschaft und Stillzeit & Mögliche Risiken

Ebenso wie bei Botox können auch nach einer Behandlung mit Hyaluronsäure Nebenwirkungen auftreten. Zu den erwartbaren Risiken gehören zum Beispiel Schwellungen, Rötungen und Infektionen. Insbesondere dann, wenn in dem zu behandelnden Areal in der Vergangenheit bereits Füllstoffe eingesetzt worden, besteht ein höheres Risiko für Komplikationen.

Selten treten nach der Verabreichung von Hyaluronfillern Schmerzen und Schwellungen oder entzündliche Reaktionen auf. Mitunter reagieren manche Patientinnen darüber hinaus allergisch auf das eingesetzte Betäubungsmittel. Aufgrund dessen raten die meisten Ärzte Schwangeren und stillenden Frauen von einer Behandlung mit Hyaluronsäure bis zum Ende der Stillzeit ab.

Gibt es Alternativen zu Botox & Hyaluronsäure während der Schwangerschaft?

Schwangere und stillende Frauen haben die Möglichkeit, sich bei spezialisierten Ärzt*innen mit PRP behandeln zu lassen. Bei dieser Alternative zu Botox & Hyaluron handelt es sich um hauteigenes, plättchenreiches Plasma, das sich durch eine einfache Blutentnahme entnehmen und in die gewünschten Hautstellen unterspritzen lässt. Die heilende Wirkung des PRPs wird durch die darin befindlichen Aminosäuren hervorgerufen. Diese Aminosäuren fördern den Zellaufbau und bringen somit einen vitalisierenden und verjüngenden Effekt hervor.

Alternativ können Schwangere oder stillende Frauen auch vorübergehend Hausmittel zur Faltenreduktion anwenden. Neben selbstgemachten Masken, Peelings und Cremes gibt es verschiedene Nährstoffe und Nahrungsergänzungsmittel mit vitalisierenden Nährstoffen wie Vitamin C, E, A, Keratin oder Omega-Fettsäuren, die sich positiv auf das Hautbild auswirken. Hierbei ist es sinnvoll, die allgemein empfohlenen Ernährungsrichtlinien für Schwangere und stillende Frauen zu berücksichtigen. Im Zweifelsfall sollten Patientinnen Rücksprache mit Ernährungsberater*innen oder dem/der zuständigen Gynäkologen*in halten.

schwangere frau mit gesichtsmaske sitzt am boden
Gesichtsmasken, Peelings und Co sind eine ungefährliche Alternative gegen Falten in der Schwangerschaft und Stillzeit

Fazit: Besser kein Botox und Hyaluron in Schwangerschaft und Stillzeit

Die Empfehlungen, Faltenbehandlungen mit Botox und Hyaluronsäure während der besonderen Umstände zu pausieren, wird vordergründig aus Vorsicht ausgesprochen. Da es bisher keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu gibt, steht die Rücksicht auf das wachsende Leben im Vordergrund. Selbiges gilt für die Stillzeit, in der potenziell unverträgliche Stoffe über die Muttermilch auf den Säugling übergehen könnten. Da auch hier keine wissenschaftlichen Studien aus der Praxis vorliegen, gilt eine Behandlung mit den genannten Wirkstoffen in der Stillzeit ebenfalls als kontraindiziert.

Komplizierter erscheint die Lage, wenn chronische Leiden mit einer Botox-Therapie abgemildert werden. Hier erscheint es angebracht, zusammen mit den behandelnden Ärzt*innen mögliche Alternativen auszuloten und anhand der medizinischen Indikationsstellung Risiko und Wirkung verantwortungsvoll gegeneinander abzuwägen.

Quellen

  1. Bomba-Warczak, Ewa/ Vevea, Jayson/ Brittain, Joel M. et. Al. Interneuronal Transfer and Distal Action of Tetanus Toxin and Botulinum Neurotoxins A and D in Central Neurons, online unter: https://www.cell.com/cell-reports/fulltext/S2211-1247(16)30927-5
  2. Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V.: Langfassung der Leitlinie Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-077
  3. Dr. Kasten Hautmedizin: https://www.haut-mz.de/blog/botox-in-der-schwangerschaft-7/
  4. Scheiner, David; Perucchini, Daniele; Fink, Daniel; Betschart, Cornelia (2013): Botox in der Schwangerschaft und der Stillzeit. https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/91611/1/Botox_in_der_Schwangerschaft_und_der_Stillzeit%281%29.pdf